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Im Zeichen der Wissenschaft Veranstaltungen

Ein gefaktes Wochenende #ajt17

Von 21. bis 23. Juli 2017 war ich wieder einmal in Anif. Die (meine) FH Wien der WKW veranstaltete in Kooperation mit der Tabakfirma JTI Austria die 4. Anifer Journalismustage. Diesmal zum Thema: „Journalistische Glaubwürdigkeit zwischen alternativen Fakten und Fake News“

Von 21. bis 23. Juli 2017 war ich wieder einmal in Anif. Die (meine) FH Wien der WKW veranstaltete in Kooperation mit der Tabakfirma JTI Austria die 4. Anifer Journalismustage. Diesmal zum Thema: „Journalistische Glaubwürdigkeit zwischen alternativen Fakten und Fake News“

Alles Fake!

Das Thema lag eigentlich wunderbar auf der Hand, aber in Wahrheit beinhaltet der Titel inkl. Untertitel mindestens drei Themen. Man könnte jeweils drei Tage über „Journalistische Glaubwürdigkeit“, über „Fake News“ und über „Alles Lüge?“ (Lügenpresse) diskutieren.

Eingeladen wurden dafür einerseits Hans-Jörg Vehlewald (Chefreporter Politik der BILD Zeitung) für die Keynote und andererseits die beiden jungen JournalistInnen Alexandra Rojkov (freie Journalistin) und Patrick Swanson (Leiter des „Zeit im Bild“-Social Media Teams für die Leitung des Workshops.

Das Wichtigste war, bereits von Anfang an klarzustellen, dass wir Fake News erst einmal richtig definieren müssen: Denn eine Falschmeldung, ein journalistischer Fehler, ist nicht Fake News. Da geht es um bewusstes Verdrehen von Tatsachen, falscher Interpretation oder vollkommen falschen Inhalten.  Der Tweet von Spangenberg zeigt die 7 Typen – wer sie auf Deutsch lesen möchte: hier entlang.

Mein Zugang: Alles übertrieben

Ich war ja fast so etwas wie ein Rebell: Ich fand, dass die Angst vor dem Verlust der Glaubwürdigkeit maßlos übertrieben … und auch der Kampf gegen richtige Fake News deutlich übertrieben sei. Wenn man nach gelernter journalistischer Ethik, nach bestem Wissen und Gewissen arbeitet und auch transparent seine Recherchewege sichtbar macht, braucht sich um die Glaubwürdigkeit meiner Meinung nach keine Sorgen mehr machen. Und Menschen, die Fake News verbreiten, also wirkliche Fake News, die kann man nicht mit „Real News“ bekehren – die posten solche Dinge, so denke ich, obwohl sie selber wissen, dass sie so nicht stimmen können. Aber diese „Nachrichten“ machen Stimmung, und genau das ist es, was sie wollen.

Zugegeben: Auch nach drei Tagen Diskussion bin ich nicht umgestimmt worden: Aber die Diskussion mir Rojkov, Swanson und uns fünfzehn TeilnehmerInnen hat mich wieder einmal mehr als angeregt. Nach so einem Wochenende fahre ich immer mit ganz viel Ideen und Gedanken im Kopf nach Hause und muss diese erst ordnen. Und manchmal, ein halbes Jahr später, kommt sogar ein eigenes Projekt dabei heraus. Ein Projekt zum aktuellen Thema habe ich zwar noch nicht im Kopf, aber ich hab zumindest gelernt, dass man nicht alles nur Schwarz oder Weiß zu sehen. Zumindest bei dem Thema Glaubwürdigkeit und Fake News.

Der Umgang mit Fake

Swanson hat uns anhand von Best- bis Nicht-ganz-Best-Practice-Beispielen gezeigt, wie Faktenchecks (hier in Form von Videos) aufgebaut werden sollen. Dabei gilt: Nicht versuchen, die ganze Welt zu erklären (oder richtigzustellen), sondern einen kleinen überschaubaren Teil – und dabei die Fake News nicht zu viel Beachtung (bzw. Sendezeit) geben. Rojkov ermöglichte uns eine Skypekonferenz mit einer dpa-Journalistin in New York. Diese erzählte uns, wie die Reaktion zu Trumps Wahlsieg war und wie sich der Journalismus in den vergangenen sieben Monaten seiner Amtszeit verändert hat. Allesamt: Hochspannend!

Geliebt habe ich natürlich die ganzen Diskussionen. Auch wenn das Thema für die kommenden Anifer Journalismustage noch nicht feststeht – am liebsten würde ich mich jetzt schon wieder bewerben. Weil unter mehr als einem Dutzend Gleichgesinnter zu sein, die auch wirklich Lust drauf haben, drei Tage über Medien zu reden, viel zu essen und auch zu trinken und Spaß zu haben – das ist wirklich wunderbar und hab ich leider viel zu selten.

Links und Empfehlungen:

Transparenz:

Die Anifer Journalismustage werden seit vier Jahren vom Journalismus-Institut der FHWien (der WKW) veranstaltet. Die umfangreichen Rahmenbedingungen finanziert dabei JTI (Japan Tobacco International): Zwei Nächte in einem Vier-Sterne-Hotel mit Rundumversorgung und Eintritt zur Jedermann-Premiere werden dabei vom Tabakunternehmen übernommen, die Teilnehmer tragen einen Selbstbehalt von 100 Euro. Ich habe in diesem Jahr freiwillig auf die Jedermann-Karte verzichtet. Einfluss auf die Workshops hat JTI hingegen natürlich nicht. Einfluss auf mich ebenfalls (immer noch) nicht: Ich bin Raucher, sehe es als Suchtmittel und finde, dass das Rauchen noch viel stärker reguliert gehört.

Von Dominik Leitner

Vierunddreißig Jahre, aufgewachsen in Oberösterreich; lebt, arbeitet und verliebt sich regelmäßig unglücklich in Wien – Literarische Texte gibt es hier: Neon|Wilderness

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