Auf der Website des Wiener Magazin biber erschien heute ein komischer Kommentar. Das Thema ist altbekannt: Müssen Männer eigentlich stets die Rechnung übernehmen? Die wohlklingende Antwort der stellvertretenden Chefredakteurin: „JEDE Frau wünscht sich, dass ihr zahlt. JEDE Frau stößt es bitter auf, wenn ihr zögert. Und KEINE Frau wird sich verlieben, wenn ihr es nicht tut.“ Ich war gefühlt einhundertmal verliebt, habe gefühlt eintausendmal eingeladen und möchte jetzt bitte mein Geld zurück.
Ich lade gerne ein. Soweit es eben innerhalb meiner eigenen finanziellen Möglichkeiten liegt. Meine Freundin weiß das, erwartet es nicht, aber freut sich natürlich, wenn einmal ein Kaffee nicht auf ihrer, sondern auf meiner Rechnung steht. Hätte ich sie eigentlich damals in der Schule, als wir uns vor 12 Jahren kennenlernten, mit meinem hart erschnorrten Taschengeld einladen sollen? (Wobei: Das habe ich wahrscheinlich wirklich gemacht, damals, am Kaffeeautomaten in der Schule, wo die Brühe nur 50ct kostete.) Was ich, auf Basis meiner eigenen Erfahrung sagen kann: Meine Freundin ist offenbar nicht JEDE Frau. Und ihr stößt es maximal bitter auf, wenn ich die Krautfleckerl falsch gewürzt habe. Aber es gab ja auch noch eine Zeit vor ihr, natürlich.
Ich war sozusagen ab meinem neunten Lebensjahr durchgehend verliebt. Damals hatte meine Kindergarten- und Volkschulfreundin (immer noch meine längste Beziehung bisher!) mit mir Schluss gemacht und ich habe mich erneut in die große Welt der Liebe hineingewagt. Dann kam die Sandkastenfreundin, dann das hübsche, liebe Mädchen aus der neuen Klasse, in die ich kam, als ich notenmäßig in meiner alten nicht punkten konnte. Ich habe mich irrsinnig schnell verliebt, habe es aber selten gesagt. Aber wenn ich meine Möchtegernfreundinnen auf ein Eis im Strandbad einlud, oder später auch auf einen Kaffee, dann habe ich das einerseits vielleicht gemacht, weil mir Hollywood das so toll erlernt hat, oder auch, weil ich dieses Mädchen eben gerade auf ein Eis (oder einen Kaffee) einladen wollte.
In der Zeit nach meiner ersten und vor meiner zweiten Beziehung (diese Zeit dauerte extrem lange vier (!) Jahre an) habe ich mit dem Verlieben natürlich nicht aufgehört. Und auch mit dem Einladen. Ich lud lieber ein, als über meine so wichtigen Gefühle zu reden. Ich wollte der Coole sein; der, dem die Geldtasche recht locker sitzt. Da kam es schon mal vor, dass ich die letzte Woche des Monats etwas ins Minus gehen musste, um mich auch selber mal auf etwas (zum Kochen!) einzuladen.
Verliebt hat sich in all der Zeit niemand. Soll ich jetzt mein Geld zurückfordern? Weil sich KEINE Frau in mich verliebt hat, obwohl ich doch nur so mit meinen Euros und Cents um mich geworfen habe? Und das etwas weiter gedacht: Muss man sich wirklich die Liebe erkaufen? Da bekommt der Satz „Ich hätte bitte einen Triple Venti Latte mit einem Extrashot Liebe!“ eine ganz neue Bedeutung.
Nein, das Geld war gut investiert. In eine schöne Zeit, in nette Gespräche in Dutzenden Kaffeehäusern, in meine Tagträumerei, bis mich die Realität irgendwann ja doch eingeholt hat. Ich wollte mir durch mein Einladen keine Liebe erkaufen. Das wäre so grundsätzlich falsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
(Falls hier übrigens jemand den Einwurf bringen möchte, dass es ja nicht nur am Einladen liegt, sondern auch an der Person selbst: Ich bin zwar kein Adonis, aber doch ein unglaublich liebenswerter Mensch, der übrigens mit einem herausragenden Talent in Sachen Humor punkten kann. Eine Fähigkeit, auf die Frauen mehr achten sollten, als aufs Einladen!)
Denkt man etwas länger darüber nach, muss man eigentlich entsetzt sein, welches Frauenbild die stellvertretende Chefredakteurin in ihrem provokanten Kommentar beschreibt. Liebe Frauen! Ja, ihr verdient weniger als wir Männer, nur weil ihr Frauen seid. (Und das ist scheiße und gehört sofort geändert!) Ja, „ihr“ könnt gerne Prinzessinnen sein, weil „ihr“ den Feminismus „überwunden“ habt. Aber wann ich jemanden einladen möchte bzw. wann es mir möglich ist, das bleibt immer noch mir selber überlassen. Eine Einladung soll eine nette Geste sein, kein gesellschaftlicher Zwang.
Und manchmal ist meine Freundin sogar so frech und lädt mich auf einen Kaffee ein. Wie unverschämt wäre es eigentlich, wenn ich mir das von ihr stets erwarten würde?
(Hanna Herbst hat übrigens auf VICE Alps sehr gut gekontert.)
Bildquelle: Unsplash / Pixabay
Eine Antwort auf „Spoiler: Einladen hilft nicht beim Verlieben.“
Hallo Dominik,
hm, ich denke das Gehaltsschema hat sich da schon etwas geändert, jedoch sind einfach die Positionen in denen „Frau“ arbeitet, sowie Berufe, allgemein einfach schlecht bezahlt.
Selbst verdiene ich auch mehr als mein Mann 😉
Ich persönlich lege nicht viel Wert darauf, das Mann mich einlädt und bezahlt. Das sollte sich doch in der Waage halten. Immer höre ich Frau fordert das, Frau will das, Mann muss das,…..die ganze Emanzipation geht mir schon etwas auf den Keks und ist, seien wir ehrlich, doch nur zu Lasen der Männer. Diese werden komplett in den Hintergrund gedrängt und übergangen. Ist aber meine persönliche Meinung.
Nicht falsch verstehen, hier denke ich nicht an das Anschauungsbild „Frau – Kind – Herd“, denn die ist mehr als veraltet und überholt, wissen wir doch, die meisten Spitzenköche sind Männer oder auch im Reinigungssektor sind sie schon sehr vorherschaftlich…Gott soviel wollte ich gar nicht schreiben und sicher wird jetzt wieder scharf auf mich losgegangen (wie kann sie es wagen 😉 egal, meine Meinung mein Denken und ich stehe ja dazu.
Liebe Grüße Tanja