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Totengräber Online

Online ist der Totengräber von Print. Und von Online.

Onlineauftritte von Printmedien (nur selten nennt man sie – gleichberechtigt – Onlinemedien) haben ein Problem: Man verdient mit ihnen nicht so gut. Das sagen zumindest die Verleger, die darüber jammern, dass es bis heute noch notwendig ist, den Onlineauftritt zumindest durch einen Teil des Gewinnes durch die Printausgabe quersubventionieren muss. Und weil Online ja bekanntlich die Leute weg von Print lockt, wird Print ja – so sagen Printanalysten – qualvoll sterben.

Das ist aber nicht das Problem: Manche Medien kaufen sich andere Inhalte zum Onlineauftritt dazu, etwas, womit man wirklich Geld verdienen kann. Zugegeben, es ist nicht das beste Beispiel, weil sie mitunter den Ansprüchen, die man an eine Zeitung haben könnte, nicht entspricht, aber auf die Schnelle fällt mir dazu  vor allem Bild.de ein. Denn neben all dem Boulevard will man vor allem mit externem Content Geld verdienen. (Und natürlich mit der Paywall, die aber ein anderes Mal Thema sein wird.)

Bild.de hat sich z.B. die Bundesliga-Rechte gesichert und darf/kann 1h nach Abpfiff die Spiele online ausstrahlen. Außerdem besteht eine Verbindung zwischen watchever (einem deutschen „Netflix“-Verschnitt) und der Bild Zeitung: Wie der bildblog berichtet, hat man so auch eine nette Schleichwerbungskampagne gestartet um das Produkt (die Serie „Anger Management“) auf „Bild Movies“ bekannt zu machen. Was man daher definitiv nicht finden konnte: Eine kritische Betrachtung der eher mittelmäßigen Serie.

Dass die Bildzeitung nicht für den höchsten journalistischen Anspruch bekannt ist, weiß ich natürlich. Aber wenn – nur um den zugekauften Content unter die Leute zu bekommen und die Börse des Axel-Springer-Verlagsvorstands noch voller wird, jegliche journalistische Distanz verloren geht, ist das natürlich mehr als schlecht.

Auch wenn ich mich eventuell leicht aus dem Fenster lehne: alle werden überleben. Alle, die sich jetzt auf den Wandel bereit machen, und auch bereit sind, radikale Schritte zu setzen. Das kann bedeuten, dass die Printausgabe eine vollkommen neue Ausrichtung bekommt, nicht mehr zwanghaft tagesaktuell sein möchte und wenn möglich zugleich ein wenig globaler sowie lokaler zu werden. Oder dass man im Onlinebereich vom Geschwindigkeitswahn wegkommt, aufhört APA-Meldungen 1:1 zu übernehmen und stattdessen einzigartigen, guten Content schafft. Wenn das erledigt ist, kann man auch einmal ernsthaft über Paywalls diskutieren. Oder man überlegt sich neue Formen der Werbung (Banner sind so hip wie das Essen von Nasenmännern).

Das heißt: Ja, liebe Medien, erweitert ruhig euren Contentbereich durch den Zukauf beliebter Plattformen oder der Entwicklung neuer. Aber bitte wahrt stets die notwendige Distanz. Selbst wenn ihr dann eine eierlegende Wollmilchsau auf irgendeinem Server liegen habt, ist das kein Grund sich jede Form der Kritik zu ersparen.

Update 15:30 Uhr: Auf die Frage im Kommentar von Tom Schaffer, was das mit Medien zu tun hätte, die nicht Bild.de sind, ein kurzer Einwurf: Online und auch Print müssen – wie in den letzten beiden Absätzen erklärt, sich einmal an den Tisch setzen, überlegen, neu ordnen, innovativ werden und vor allem wieder eines: Mehr auf Qualität setzen. Dieser Begriff ist zwar sehr relativ, aber: Nur Content, der mir einen Mehrwert bietet, den ich nicht fast wortgleich in 10 anderen Onlinemedien finde, sondern der mit einer Extraportion Info gespickt ist, ist es mir wert zu lesen und auch – in weiterer Folge zu bezahlen. So kann Print existieren, so kann Online existieren. Bild.de hat hier nur als ein Beispiel fungiert, wie es auf gar keinem Fall sein sollte. Andere Medien, auch österreichische, sind zwar weniger schlimm, scheinen aber auch keine Idee zu haben, wie sie sich erfolgreich „erneuern“.