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Ich habe die Medienkrise mit Links gelöst

3 mal 10 • Februar 2017

Wenn man die Augen schließt und sich ein paar Tage zurückdenkt, kurz nachdem man in Deutschland ein Knoppers gegessen hat, dann müsste eigentlich der 10. Februar sein, gerade einmal 10 Stunden alt. Und hier sind sie: Meine 10 Links zu Medienthemen in diesem Monat.

1. Was geschah am 13. Februar?

Nachdem der 10. Jänner nicht wirklich medienrelevante Themen hergibt, habe ich mich im nahen Umfeld das Tages umgesehen: Der 13. Februar muss nun für zwei traurige Themen herhalten. Am (Freitag, den) 13. Februar 1981 übernahm Rupert Murdoch die beiden traditionsreichen Zeitungen „The Times“ und „The Sunday Times“ (Der Spiegel berichtete). Und einen Tag nach dem Tod von Charles Schulz erschien am 13. Februar 2000 der letzte Peanuts-Comicstrip in den Sonntagszeitungen.

2. The Reuters Way

Ich schaue aktuell unglaublich viel amerikanische Nachrichtensendungen und politische Satire-/Comedy-Formate. Donald Trump ist bei Conan, Trevor Noah, Steven Colbert, Bill Maher, Seth Meyers, SNL, Samantha Bee und Sender wie MSNBC und CNN allgegenwärtig. Und niemand weiß so genau, wie man mit den Lügen (Bowling Green Massacre und der nicht vorhandene Anschlag in Atlanta), Unterstellungen (Medien würden bewusst über Terroranschläge zu wenig berichten), die Angriffe („SEE YOU IN COURT!“), die Rechtsverstöße (Werbung von Kellyanne Conway für Ivanka Trumps Modelinie) umgehen soll.

Reuters hat sich darüber Gedanken gemacht und einen „Reuters Way“ entwickelt, mit Do’s and Dont’s für die Berichterstattung. Wenn man sich die Punkte durchliest, lassen sie sich allesamt aber auf den Journalismus im Allgemeinen umlegen.

3. The Vox Way, sozusagen

Auch Vox.com überlegt, wie man mit einem Weißen Haus umgeht, das ganz bewusst lügt. Hier haben wir es mit purer Propaganda zu tun – und damit müssen viel JournalistInnen, die bereits seit Jahren im Weißen Haus arbeiten, erst einmal zurechtkommen.

4. Behördenanfragen gesponsert

Über das Portal FragDenStaat.at können BürgerInnen in Österreich Anfragen bei Behörden einbringen. Einfache Anfragen sind dabei kostenlos, bei aufwändigen können Gebühren anfallen. Wikimedia Österreich hat nun ein vorerst ein Budget von 500 Euro zur Verfügung, um Menschen bei solchen Kosten zu unterstützen: Werden die Daten im Anschluss der Wikimedia zur Verfügung gestellt, kann man um Erstattung der Kosten ansuchen. (Für Deutschland gibt es übrigens 5.000 Euro).

5. Zurück zu einer richtigen Debattenkultur auf NZZ.ch

Auf der Website der Neuen Zürcher Zeitung kann man seit 8. Februar die meisten Beiträge nicht mehr kommentieren. Stattdessen fokussiert man sich auf Online-Debatten mit Redaktoren (ja, in der Schweiz nennt man Redakteure so) und statt den Kommentarspalten gibt es nun ein Leserforum, in welchem täglich zu drei Themen diskutiert werden kann.

Initiiert, moderiert und begleitet werden die Debatten in unserem Newsroom. So wollen wir sicherstellen, dass die Beiträge unserer Leser Eingang in unsere tägliche Arbeit finden.

Sehr schön finde ich auch diesen Absatz:

Die Antwort liegt darin, wie Kommentarspalten funktionieren – und wie nicht. Wer eine leere Wand errichtet, sollte sich über Graffiti nicht wundern. Und wer auf das Graffiti nicht reagiert, sollte sich nicht wundern, wenn die Kritzeleien überhandnehmen. Das Gefäss bestimmt den Inhalt, nicht umgekehrt.

6. Ein Fake-News-Aussteiger erzählt

Das Medienmagazin ZAPP hat einen ehemaligen Fake-News-Ersteller getroffen. Dass es da nicht nur ums Geldverdienen geht, sondern den Machern dieser Fake News auch eingebläut wird, dass man gegen Feinde der Systemmedien arbeiten müsse (und selber recherchieren verboten sei), ist halt schon ein bisserl erschreckend.

7. Making news media great again

Der vermutlich letzte Beitrag der diesmonatigen Ausgabe von 3 mal 10 über Donald Trump: Josef Trappel, Professor für Medienpolitik und Medienökonomie an der Universität Salzburg, glaubt, dass Donald Trump (und sein Team) mit Lügen und Fake-News-Brüllereien den Qualitätsmedien ein Comebeack bescheren könnten.

Ungewissheit ist schwer zu ertragen und keiner will auf Dauer falschen Nachrichten aufsitzen. Professionelle redaktionelle Arbeit bedient ein großes Bedürfnis.

 

 

 

8. Press Freedom Award an Ewa Siedlecka

Polen ist in der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit im Jahr 2016 um 29 Plätze auf Rang 47 gefallen. Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen, erklärt das so: „Wir verzeichnen zielgerichtete Bestrebungen der neuen Regierung, den Pluralismus der Medien in Polen zu zerstören und Propaganda zu fördern. Die Medien sollen ‚repolonisiert‘ werden“ Deswegen wurde der Press Freedom Award in diesem Jahr für „für mutigen Journalismus an Journalistinnen und Journalisten aus Polen“ verliehen. Gewonnen hat schließlich Ewa Siedlecka. Mit ihren Artikeln über den polnischen Verfassungsgerichtshof habe sie „die Öffentlichkeit frühzeitig auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die dem Rechtsstaat durch parteipolitische Eingriffe drohen können“, wie DerStandard.at schreibt.

9. Ernüchternde neue Presseförderung

Nachdem sich in den vergangenen Jahren unter dem Medienminister Josef Ostermayer rein gar nichts getan hat, habe ich viel Hoffnung in die Pläne des neuen Ministers Thomas Drozda gesteckt, die Presseförderung vollkommen neu zu denken. Mein naiver Optimismus ist jedoch enttäuscht worden: Zwar steigt die Presseförderung auf 17 Millionen Euro, aber der moderne Antlitz einer Publizistikförderung wurde nur gestreift.

Aber wenigstens bringt mich das ganze nun endlich dazu, in den kommenden Tagen meine Idee einer modernen Förderung endlich niederzuschreiben. Vielleicht liest das dann ja der Drozda und sagt: „Ha, stimmt. So machen wirs.“ (Ich weiß: Naiver Optimismus.)

10. Meine drei Lieblings-Medientweets des Monats

(Okay, sorry, zwei Mal gehts indirekt um Trump)

Von Dominik Leitner

Vierunddreißig Jahre, aufgewachsen in Oberösterreich; lebt, arbeitet und verliebt sich regelmäßig unglücklich in Wien – Literarische Texte gibt es hier: Neon|Wilderness

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