Kategorien
Ich habe die Medienkrise mit Links gelöst

3 mal 10 • Jänner 2017

Zehn kurze Geschichten, zehn Links, zehn Themen mit Medienbezug. Wieder einmal habe ich die Medienblase durchforstet, um euch am zehnten Tag des Monats um zehn Uhr mit zehn interessanten Inhalten zu überraschen.

1. Was geschah am 10. Jänner?

Am 10. Jänner 1978 musste das Ostberliner Büro des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel nach einer Entscheidung des DDR-Außenministeriums geschlossen werden. Zuvor hatte man das Manifest des Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands veröffentlicht, ein Manifest einer angeblichen Oppsoition innerhalb der DDR-Staatspartei SED. Grund genug für die Machthaber in der DDR, die Redaktionen (nicht nur in Ostberlin, sondern in der ganzen DDR) schließen zu lassen. Der damalige Korrespondent Ulrich Schwarz erinnert sich.

2. Fünf Lehren aus 2016 von Stefan Plöchinger

Stefan Plöchinger, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, hat für die Ausgabe 01/2017 des Medienmagazins journalist das Jahr 2016 Revue passieren lassen und sich Gedanken gemacht, was JournalistInnen daraus lernen sollen.

Wie in jedem Zwiespalt gibt es keine einfachen Lösungen. Aber Lösungsansätze: Wir können öfter mal einen Ausraster ignorieren. Wir können in jeder Geschichte, die wir dann doch machen, Hintergründe erklären. Und wir sollten keinesfalls reine 1:1-Berichterstattung betreiben.

3. Was war schlimmer: Fake News oder Fake Equivalence?

Donald Trump hat ja einzig und allein wegen Fake News gewonnen, oder? Zumindest hörte man nach der US-Wahl in zahlreichen US-Medien (und auch hier in Europa) solche Schlussfolgerungen. Meiner Meinung sind Fake News (wenn man sie richtig definiert) wirklich eine Gefahr, aber wie die US-Plattform Vox glaubt, waren sie nicht die Hauptursache. Die soll nämlich die falsche Gleichwertigkeit, die „fake equivalence“ sein. Clintons kritische Themen, die E-Mails und die Foundation, standen unzähligen Fauxpas von Donald Trump gegenüber. Um beiden gleich viel Zeit einzuräumen, wurde die Berichterstattung rund um Mails und Foundation sozusagen aufgebläht: Laut einer Gallup-Umfrage war das Thema E-Mail von 11. Juli bis 18. September das bestimmende Thema für die WählerInnen (bis auf die Tage 25.-31. Juli, da war die Convention auf Platz 1, E-Mail dafür auf Platz 2). Bei Donald Trump hingegen wiederholten sich im selben Zeitraum nur zwei Themen jeweils einmal: Mexico und Obama. Weil es sozusagen keine anderen (großen) Themen zu Clinton gab, schenkte man den E-Mails medial derart große Aufmerksamkeit, dass die Kandidatin hilflos darunter begraben wurde, wohingegen sich Trump von jedem Patzer recht rasch wieder erholen konnte.

4. Keep calm and Sieg Heil

Hanna Herbst hat erneut eine umfangreiche, spannende Recherche auf VICE eröffentlicht. Nach der großen Frage, wer eigentlich Tanja Playner sei beschäftigt sie sich mit Metapedia, diesem Wiki, dass auf den ersten Blick recht unscheinbar ausschaut, aber schon nach der Lektüre weniger Zeilen klar macht, dass man hier mitten unter Neonazis und Geschichtsrevisionisten gelandet ist. Einerseits zeigt sie die (überraschenden?!) Verbindungen des Gründers der Plattform zur FPÖ in Österreich und fragt sich andererseits, warum Google Deutschland Links zu Metapedia ausblendet, während Google Österreich es immer noch meist relativ weit oben in den Suchergebnissen anzeigt.

5. Definier mir Fake News!

Standard-Redakteur Fabian Schmid hat sich an die schwierige Aufgabe herangewagt, das Begriffs-Wirrwarr rund um „Fake News“ etwas zu entwirren. In seiner Analyse lässt er auch Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell zu Wort kommen, der sehr wahre Worte spricht: Es werde in den Terminus „viel hineingepresst, was für eine differenzierte Auseinandersetzung nicht förderlich ist“. Dasselbe hatten wir ja auch schon bei dem Begriff „Hasspostings“. Alle, die gerne über das Thema diskutieren wollen, sollen sich also zuerst einmal Schmids Artikel zu Gemüte führen.

6. Die Wahrheit mathematisch errechnen

Richard Gutjahr schreibt in seinem Blogbeitrag „Wie wahr ist wahrscheinlich?“ über rootclaim, ein Startup aus Israel. Die Frage ist: Können wir den Medien trauen? Können wir uns trauen? Und weil man auf beide Fragen, wenn man sie zu 100 % zu Ende denkt, niemals mit Ja antworten kann, kommt er zur großen Frage: Lässt sich Realität berechnen? Antwort: Offenbar. Der Beitrag liefert am Ende dann auch noch ein Interview mit den beiden Gründern, Aviv Cohen und Saar Wilf.

7. Schweizer JournalistInnen wählen aus Protest

Laut den kress news war die Schweizer Wahl zum „Journalisten des Jahres“ eine Protestdemonstration. Gewonnen haben nämlich JournalistInnen mit großartigen Reportagen. Was daran nun der Protest sein soll: Das kommt in dem Beitrag nicht wirklich rüber. Zitiert wird dabei mehrfach der Chefredakteur des Branchenmagazins „Schweizer Journalist“, Kurt W. Zimmermann. Für ihn sei das Ergebnis eine Kritik gegen große Medienhäuser wie Tamedia und Ringier, und ein Beweis für die Wichtigkeit von Investitionen in Medien. Jetzt wäre nur noch interessant, wie die Wahlen in den vergangenen Jahren ausgegangen sind – wurden dabei immer die JournalistInnen mit der schlechtesten Story ausgezeichnet?

8. Der Teufel Facebook ist unschuldig

Oder zumindest nicht so schuldig, wie man ihn gerne haben möchte. Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Beck fragt in seiner aktuellen Einschätzung im Tagesspiegel und im European Journalism Observatory, ob Facebook wirklich an allem (US-Wahl, Brexit, AfD-Aufstieg usw.) schuld sei. Besonders schön ist dabei der letzte Absatz: Rund 80 % Gewicht haben die publizistischen Medien bei der Meinungsbildung der Menschen.

„Die Namen der Top-Konzerne der Medien- und Meinungsindustrie lauten denn auch: ARD, Bertelsmann und Springer – und nicht Google, Facebook und Twitter.“

9. Solutions Journalism: The Whole Story

Dieses kurze, nett animierte Video, zeigt die Idee des „Solutions Journalism“. Ähnlich wie Constructive Journalism will man weg von der dunklen, düsteren Welt, die uns tagtäglich in den Medien präsentiert wird. „The goal of this journalistic approach is to present people with a truer, more complete view of these issues, helping to drive more effective citizenship.“

10. Meine drei vier Lieblings-Medientweets des Monats

(Auflösung: Jeff ist…)

Und jetzt du!

Hast du in letzter Zeit einen interessanten Link zu Journalismus und Medien gefunden? Teile ihn mit uns – einfach in den Kommentaren posten!

Bildquelle: CC0 Public Domain, Unsplash, Pixabay

Von Dominik Leitner

Vierunddreißig Jahre, aufgewachsen in Oberösterreich; lebt, arbeitet und verliebt sich regelmäßig unglücklich in Wien – Literarische Texte gibt es hier: Neon|Wilderness

Eine Antwort auf „3 mal 10 • Jänner 2017“

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: