Zehn Links im zehnten Monat des Jahres. Nur nicht am Zehnten um Zehn Uhr. Hier sind sie trotzdem: 10 Links zum Medienalltag.
1. Rebellion im Journalismus – Project R
Wenn man ein in Arbeit befindliches Projekt über längere Zeit richtig gut anteasert, ist das bereits die halbe Miete. Also, was haben wir hier: Constantin Seibt, ein Journalist, der bei der Schweizer Zeitung „Tages-Anzeiger“ gekündigt hat und was Neues probieren will. Beziehungsweise bereits seit zwei Jahren daran. Werden soll es, soviel durfte bereits verraten werden „ein digitales Magazin für aktuellen Hintergrund, Kontext und Diskurs“. Herauskommen soll es Ende des Jahres. Wer interessiert ist, kann hier seine Mailadresse zurücklassen und wird über Fortschritte informiert.
Unter derkontext.com findet man seit Mai monatliche Schwerpunkte: Ein recht großes Team arbeitet so den – wie der Name schon verrät – Kontext zu einem großen Überthema aus. Das klingt nicht nur unglaublich interessant, es ist noch dazu gut programmiert und versucht es mit „Constructive Journalism“. Dabei bräuchte man das schon gar nicht extra hervorheben, ist es doch eben oft der fehlende Kontext, der das Unkonstruktive fördert. Aber wie auch bei Perspective Daily gibt es hier eine verständliche Paywall: 60 Euro für Studenten und 80 Euro für alle anderen pro Jahr. Dafür gibts, würde man es in Print-Hefte umrechnen, zwölf richtig, richtig dicke Magazine.
3. Faktencheck zum politischen Thema Flüchtlinge
Man kann über Angela Merkel vieles sagen. Vor allem seit der Flüchtlingskrise. Es gibt ja viele Politiker (und natürlich auch viel mehr Bürger), die glauben, dass Merkel eine Einladung für die Flüchtlinge ausgesprochen hat, und diese sich erst dann auf den Weg gemacht hätten, um nach Deutschland zu kommen. Die Zeit hat sich diese Behauptung angeschaut, denn jetzt gibt es allerlei Zahlenmaterial. Das Bundesinnenministerium schätzte Anfang 2015 die Ankunft von 800.000 Flüchtlingen, geworden sind es 890.000. Die Redakteure bieten dem Leser Zahlen, Grafiken und auch Erklärungen, warum schließlich die Flüchtlinge kamen. Hochinteressant!
4. Mmmmmh-ultimediajournalismus
Was man so in einem Masterarbeit-Abschlussprojekt machen kann, das hat Robert Ziffer-Teschenbruck gezeigt. Er hat sich in die heiligen Hallen der Arena gewagt und eine Multimediareportage gemacht, die sich wirklich, wirklich sehen lassen kann. Und weil ich sie und auch den Erschaffer selbst so cool finde, hat sich 1taginderarena.at einen Platz im diesmonatigen 3×10-Beitrag definitiv verdient.
5. Endorsements in den USA vs. Wahlempfehlungen in Deutschland
In seiner Kolumne auf kress.de behandelt Paul-Josef Raue ein Thema, das mich in den vergangenen Wochen auch schon interessiert hat: Warum ist es in den USA offenbar gang und gäbe, dass ein (Print-)Medium sich vor der Wahl für einen Präsidentschaftskandidaten ausspricht? Und warum traut man sich das in Deutschland nicht? Oder gar in Österreich? Er hat da ein paar gute Zitate gesammelt, die für und gegen die Wahlempfehlungen von Redaktionen sprechen.
6. Fixing the debates: Wie man politische TV-Debatten besser machen könnte
Vox.com hat sich angesehen, wie man Debatten verändern müsste, damit sie nicht nur Schlagzeilen erzeugen, sondern ihre Standpunkte gut darlegen. Vorschläge dazu sind: kein Live-Publikum, neue Art von Moderatoren und das Schachuhrenmodell. Vor allem das mit dem Live-Publikum könnte ich auch für Österreichs Debatten sehr empfehlen.
Ich habe DATUM geliebt, seit ich es vor Jahren einmal entdeckt habe. Und ich habe später oft überlegt, warum ich das Magazin so gern habe: Wenn ein Mensch, der von PKWs so gut wie gar keine Ahnung hat, eine fünfseitige Geschichte über ein „Kultauto“ aus den 50ern liest, dann macht das Magazin etwas richtig. Und jetzt gibt es das Magazin nach über einem halben Jahr Pause wieder zu kaufen. Im Standard wird erklärt was sich ändert und was gleichbleibt und auf medianet.at kommt Alexander Zach, seit Neuestem Miteigentümer, zu Wort. (Und ich muss hier jetzt bald fertig werden, um endlich eine Trafik oder ein Geschäft zu finden, wo es das Magazin gibt.)
8. Medien – Die Präsidentenmacher
Anfang November wählen die Amerikaner hoffentlich mit deutlicher Mehrheit Hillary Clinton zur Präsidentin der Vereinigten Staaten. Aber warum wurde es eigentlich Trump? Warum waren gemäßigtere Republikaner wie Jeb Bush oder John Kasich so chancenlos? Warum sah man seit Ende 2015 immer und überall Trump? ZAPP – Das Medienmagazin hat sich mit zwei Zuständigen der Plattform „Ted Cruz for President“ unterhalten. Da kann man einerseits natürlich behaupten, dass man jetzt jammert, weil man damals ungerecht behandelt wurde, andererseits unterlegt ZAPP das Video mit Zahlen und Fakten, die die Behauptungen stützen: Trump bekam fast so viel Sendeminuten wie alle anderen Vorwahlkandidaten zusammen. Die Medien haben Trump so groß gemacht, und gerade deshalb ist es jetzt so witzig, wenn er sich von den Medien so ungerecht behandelt fühlt.
9. ARD und ZDF wollen die Jungen!
Stefan Niggemeier beschäftigt sich auf Übermedien mit „funk“, diesem neuen, hippen, coolen Ding, das ARD und ZDF hervorgezaubert haben. Es geht um Videos, es geht um YouTuber und es geht um junge Leute. Und er sieht das eigentlich sehr positiv:
„Für ARD und ZDF ist es ein Weg, nicht nur das junge Publikum zu erreichen, sondern auch junge Kreative an sich zu binden – frei von den Zwängen eines linearen Kanals und eines vergreisenden Fernsehpublikums.“
10. Meine drei Lieblings-Medientweets des Monats
This is my favorite thing on the internet right now via @sewmanycomments Instagram pic.twitter.com/D06zDDFqgM
— Amanda LaBrot (@AmandaLaBrot) 14. Oktober 2016
Wenn SIE dir im Nachthemd öffnet <3 pic.twitter.com/QCmwiz8tXJ
— Sebastian Huber (@SebastianHbr) 11. Oktober 2016
Schöne Aktion: stern.de stellt für einen Tag die Berichterstattung ein, um auf das Leid in Aleppo hinzuweisen und Selbstkritik zu üben. pic.twitter.com/7081zhWFEL
— ClaudiaTschabuschnig (@C_Tschabuschnig) 7. Oktober 2016
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Und jetzt du!
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