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Wenn Plan A nicht gelingt.

Wenn man sich nicht mehr zum Schutz hinter dem literarischen Ich verstecken möchte und es gerade deshalb doppelt so schwer fällt, die richtigen Worte zu wählen: Über Dominik, der manchmal den Mut verliert und den Optimismus, der ihn immer begleitet hat. Über Dominik, der mit Scheitern konfrontiert wird und mal wieder beginnt, alles zu hinterfragen. 

Beginnen wir gleich mit dem schwierigsten Thema: Ich bin arbeitslos, beziehe Arbeitslosengeld und Mindestsicherung. Ich spreche nicht gerne darüber, weil es mich fuchtbar stört; weil ich immer dachte, dass das allen mal passiert, nur mir nicht.

Ich hab in meinem ersten Studiumsjahr mittels Twitternachricht einen geringfügigen Job im Bereich Social-Media-Marketing erhalten, hatte zwischenzeitlich einen Job im Bereich Projektbegleiter und (Quasi-)Layouter, weil ein Dozent mich empfohlen hat. An jenem Tag, als ich nach sechs Jahren beschloss, meinen geringfügigen Job zu beenden, um mir einen Job mit mehr Stunden, mehr Geld und vor allem mehr Journalismus zu suchen, bekam ich am selben Abend einen Anruf eines Regisseurs, ob ich Lust hätte, an einem neuen Dokuprojekt mitzuarbeiten. Und während der ganzen Zeit war ich auch noch Redakteur bei einem (preisgekrönten) Onlinemedium und freier Redakteur bei zahlreichen anderen Magazinen. Es hat sich bisher wirklich immer was ergeben.

Alles Schmarotzer!

Jetzt fahren eine Partei und zwei Boulevardmedien eine große Kampagne gegen Mindestsicherungsbezieher. Am Anfang habe ich mich gefragt: Wie kann ich da möglichst objektiv darüber schreiben, wenn ich sie selber beziehe? Wenn ich neben meinem Arbeitslosengeld eine Draufzahlung vom Sozialamt bekomme, um im Monat rund 820 Euro zur Verfügung zu haben? Heute denke ich mir: Wer selber noch nicht in dieser Lage war, kann in keinster Weise fundiert darüber diskutieren. In den zwei Monaten zwischen Antragsstellung und dem Erhalt des ersten Geldes lebte ich auf Sparflamme. Glücklicherweise haben mir meine Eltern Geld geliehen, aber ich ging kaum noch aus, hab jeden Cent dreimal umgedreht und hoffte einfach inständig darauf, bald die Zusage zu bekommen. Als ich dann das erste Mal das Geld erhalten habe, war es eine Erleichterung. Ein Durchatmenkönnen und kein Leben mehr von dem viel zu wenigen Ersparten und den mitunter einlangenden Honorarnoten für freie Arbeiten. Sie ist ein Schutz, ein Fangnetz, ein Rettungsschirm.

Aber warum suche ich mir keinen Job? Das ist es ja: Das mache ich, keine Sorge. Das Dokufilmprojekt hat sich um Monate verzögert, bis ich nicht mehr warten konnte und mich nach einem anderen Job umsah. Herausgekommen ist ein PR-Job. Von November bis März war ich dort angestellt – und das Wichtigste was ich dort gelernt habe: PR ist eindeutig nicht meins. Ich will Journalismus machen. Und ich will endlich im bezahlten Journalismus Fuß fassen. In den acht Jahren, in denen ich nun schon unzählige Stunden mit journalistischer Arbeit verbracht habe, habe ich geschätzt wohl insgesamt rund 1.600 Euro damit verdient. Und nachdem ich im Mai dieses Jahres 28 Jahre alt wurde und mein Masterstudium kurz vor dem Ende ist, wusste ich, dass das nun so etwas wie meine letzte Chance ist. Ja, wahrscheinlich würde es einfacher werden, als „Marketingassistent“ irgendwo reinzukommen, mein Bachelorstudium hat mich ja auch ausreichend auf diesen Bereich vorbereitet. Aber ich weiß: Würde ich dort beginnen, würde ich mich wohl für lange Zeit vom Journalismus, vom Schreiben, also von meiner Leidenschaft verabschieden.

Warum gehts nicht einfacher?

Arbeitslosigkeit nervt. Da gab es Vormittage, wo ich es nicht und nicht schaffte, aus dem Bett aufzustehen. Weil es keinen Tagesrythmus , weil es keine Aufgabe für mich gab. Natürlich habe ich meine Projekte, meine Blogs, all das, wie schon all die Jahre zuvor weitergeführt, aber es fehlte die große Aufgabe. Und ja, dann gab es Tage, wo ich komplette Serienstaffeln auf Netflix an einem Tag gebingewatched habe. Ich war also der Asoziale, der nicht arbeiten geht, auf der Couch liegt und vom Staat lebt. In Wahrheit fühlte es sich (und fühlt es sich manchmal immer noch) sehr nach einer depressiven Phase oder ähnlichem an. Deshalb bin ich z.B. sehr froh darüber, als freier Redakteur bei der bz-Wiener Bezirkszeitung zu arbeiten (und dabei richtig coole Geschichten machen zu dürfen). Jedes Mal, wenn ich einen Auftrag für eine neue Geschichte erhalten habe, waren das positive Tage. Diese Arbeit machte mich glücklich, weil es eben genau das ist, was ich machen möchte. Deswegen habe ich auch aufgehört, mich arbeitslos zu nennen. Ich arbeite ja nebenbei, bin aber auf der Suche nach etwas Fixem. Sozusagen arbeitssuchend.

Ich habe Bewerbungen geschickt. An die meisten großen und einige kleine Medien. Die großen, die Tageszeitungen oder Wochenmagazine: Sie alle haben mir geantwortet, dass sie aktuell keinen neuen Journalisten suchen, manche erklärten außerdem, dass sie gerade eher dabei sind, die Stellen etwas abzubauen. Dann wurde auch noch ein ganzes Printmedium eingestellt. Es ist also nicht einfacher geworden, kein bisschen. Und auch wenn alles Initiativbewerbungen waren und ich fast mit solchen Antworten rechnen musste, ist es doch ein recht bescheidenes Gefühl.

Vor jedem Termin beim Arbeitsmarktservice habe ich die Nächte davor schlecht geschlafen. Weil ich nichts vorweisen konnte. Nicht einmal die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Weil sich nichts verändert. Weil ich nicht das erbringen konnte, was ich so gerne erbracht hätte. Und jedes Mal fühlte ich mich danach beschissen. Unfähig. Verletzlich und irgendwie auch wie ein Kleinkind. Ein ganz komisches Gefühl.

Da beginnt man sich plötzlich zu fragen, ob es das Richtige ist. Ob die vergangenen Jahre, in denen ich so viel Zeit für Journalismus investiert habe, richtig veranlagt waren. Ob ich statt sieben Jahre durchgehend bei diesem einen Onlinemedium zu bleiben, lieber doch von Praktikumsstelle zu Praktikumsstelle hätte hüpfen sollen, um mehr und mehr Kontakte in die Redaktionen zu knüpfen. Ob mein Traum von einer bezahlten Stelle doch nur eine dumme Utopie ist. Aber dann veröffentliche ich Beiträge und bekomme Feedback wie „Dein Wien-Wachstumsbericht zeigt, dass du ein guter Journalist bist. Ehrlich jetzt. Bravo“. Ihr glaubt nicht, wie sehr ich an solchen Worten zehre. (Ehrlich gemeintes) Lob ist, nachdem ich es nach Jahren nun endlich zulasse, die beste Therapie für mich.

Die zuletzt sterbende Hoffnung

Ich war immer einer der Sorte „Naiver Optimist“. Alles hat sich irgendwie ergeben. Der Weg bis zu meinem Masterstudium war nicht der direkteste Weg, aber am Ende meines mitunter holprigen Weges steht nun bald der Abschluss. Ich halte normalerweise solange am Plan A fest, bis es nicht mehr anders geht. Erst dann denke ich mir , ganz rasch und meist recht erfolgreich, einen Plan B aus.

Plan A hat diesmal nicht geklappt.

Ich werde nach Praktika Ausschau halten, ich werde mich mit Leuten aus zwei jungen Medien treffen. Und kämpfe mich dabei durch die Angst, es nicht zu schaffen und der Gewissheit, dass alles gut werden wird. Plan B sollte bald kommen. Und währenddessen mache ich das, was ich liebe, eben als freier Journalist. Ihr seht also: Ich bin nicht der Schmarotzer, der, der nicht arbeiten will, weil er ja eh 820 Euro bekommt. Ich arbeite nebenbei, wenn ich etwas verdiene, wird das von meiner Mindestsicherung abgezogen.

Eine Arbeitsstelle im Journalismus ist mein großes Ziel. Jetzt habe ich mir noch Zeit bis Ende des Jahres genommen. Sollte es mir bis dahin nicht gelingen, werde ich mich schließlich in anderen Bereichen umschauen müssen. Das wird nerven, aber es muss halt sein.

Das ist sicher das Mindeste

Ich habe jetzt schon einige Tage überlegt, ob ich diesen Text schreiben soll. Es ist komisch, potentiell der ganzen Welt zu erklären, dass man gescheitert ist. Gescheitert an der Vorstellung, dass man bislang schon so viel gute Arbeit geleistet hat, dass sich die Medien um mich streiten werden, anstatt mir fast zeitgleich Absagen zukommen zu lassen. Gescheitert an der Idee, mit 28 Jahren endlich vollkommen alleine im Leben stehen zu können. Gescheitert an so vielen Zielen. Scheitern ist nicht cool, auch wenn ich mir mal extra eine Ausgabe von BrandEins und eine von Psychologie Heute gekauft habe, wo das Gegenteil behauptet wurde.

Es ist verdammt schwierig, nicht irgendwann zu resignieren. Und da gibt es eben Tage, wo ich es nicht schaffe, aufzustehen, um es erneut zu versuchen und andere, wo ich meiner Zukunft vollkommen zuversichtlich gegenübertrete. Das gehört wohl dazu. Das ist wohl ein natürliches Auf und Ab, durch das viele Menschen durchmüssen.

Und bis dahin bin ich froh, die Mindestsicherung zu haben. Sie gibt mir Luft zu atmen, sie gibt mir Zeit, meinen Traumjob endlich zu finden. Und gerade deshalb finde ich die aktuelle Diskussion so derart schäbig. Vor allem, weil immer davon gesprochen wird, die Mindestsicherung senken zu wollen, weil sie sich von schlecht bezahlten 40h Jobs hinsichtlich der Höhe des Geldes nicht mehr wirklich unterscheidet. Dass man dabei die sozialstaatliche Idee, die uns das Mindeste sichern soll, kürzen will und nicht die Lohnarbeit mittels Mindestlohn auf ein passendes Niveau anhebt, das zeigt, wie dumm die Politik manchmal agiert.

Vielleicht hilft meine Geschichte zu verstehen, dass jeder Mal in diese Situation kommen kann. Dass es keine Hängematte ist, in der ich es mir gemütlich gemacht habe. Dass Arbeitslosigkeit scheiße ist und man am liebsten nicht darüber sprechen will. Dass Scheitern eh ganz okay ist, aber mir jetzt bitte bald einmal wieder etwas Positives passieren sollte. Denn ich bleibe, trotz allem, natürlich immer noch zuversichtlich.

Von Dominik Leitner

Vierunddreißig Jahre, aufgewachsen in Oberösterreich; lebt, arbeitet und verliebt sich regelmäßig unglücklich in Wien – Literarische Texte gibt es hier: Neon|Wilderness

61 Antworten auf „Wenn Plan A nicht gelingt.“

Ganz genau – das Problem ist nicht die Höhe der Mindestsicherung sondern der zu tiefe Mindestlohn. Deshalb immer wieder das Argument – „Warum soll ich hackeln gehn wenn ich nur 100 Euro mehr als vom Sozialamt bekomme… „.

Nicht böse sein, aber lieber von Sozialleistungen zu leben, weil den Traumjob nicht bekommt, als einen Nicht-Traumjob anzunehmen, läuft meinem Verständnis von“Sozialleistungen“ zu wider …

Lieber Peter! Ich hab vorhin schon auf Twitter bemerkt, dass „Traumjob“ vielleicht die falsche Bezeichnung ist. mein Traumberuf ist Journalist, eine Traumstelle, also einen Traumjob bei einem Medium habe ich schon lange nicht mehr. 😉 Aber ich versuche jetzt natürlich im bezahlten Journalismus zu landen, klopfe bei den Medien an, will da rein kommen.

Und ja, ich persönlich finde, dass AMS-Geld und Mindestsicherung gut sind, damit man nach dem Ende eines Jobs einen komplett anderen (in einer anderen Branche) annehmen muss. Zuerst sucht man in „seiner“ Branche, und wenn man da nach einer gewissen Zeit nichts findet, ist der „Berufsschutz“ eh weg, dann muss man sich für alles bewerben, was der AMS-Mensch vorschlägt.

So finde ich es gut.

(Und ich arbeite als freier Redakteur, bekomme Honorarnoten – die werden von AMS-Geld und MS abgezogen. Ich bekomme also selten das gesamte Geld in AMS-Geld und MS ausbezahlt.)

Ich bin vom Traum vom Grafikdesigner inzwischen beim Produktionsarbeiter angekommen. Und immer noch kein Job. Warum? Unterqualifiziert, überqualifiziert oder wir suchen was anderes. So ists also nicht…..

Diese Einstellung halte ich nicht für besonders klug, Peter! Ich kann dir auch erklären, warum.

Leistungen wie Arbeitslosengeld und Mindestsicherung haben ja auch den Effekt, dass sie die Verhandlungsposition des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber stärken. Wenn du Arbeitslosengeld beziehst, musst du eben nicht mehr jeden Drecksjob annehmen, weil du sonst deine Miete nicht bezahlen könntest. Du kannst es dir ein bisschen aussuchen. Gäbe es diese Leistungen nicht, müssten sich Arbeitgeber kaum noch darum bemühen, Arbeit attraktiv zu machen. Dann würden sich die Arbeitsbedingungen für alle verschlechtern, auch für dich.

Wenn du die Gesellschaft als Ganzes betrachtest, macht es keinen Sinn, neidig auf jemanden zu sein, der versucht, einen Job zu bekommen, der ihm halbwegs gefällt. Je weniger das nämlich möglich ist, desto erbarmungsloser wird die Arbeitswelt. Darunter leiden dann alle.

PS: Vor allem, weil man auch während man einem Nicht-Traumjob nachgeht, eine Traumjobstelle suchen kann, anstatt der Gesellschaft (IMO) nicht gerechtfertigter Weise auf der Tasche zu liegen.

Danke Peter,du sprichst mir aus der Seele!
Jahrelang nach dem Traumjob zu suchen,noch dazu in einem Bereich, in dem die Traumjobs nicht gerade auf der Strasse „liegen“ , das widerspricht auch meinem Grundverständnis von sozialer Absicherung.
Ein Studium zu beginnen oder einen Job zu wählen,der den eigenen Interessen und Neigungen entspricht, ist grundsätzlich ein guter und wichtiger Zugang-in Zeiten wie diesen das Angebot und die Nachfrage am Arbeitsmarkt im Auge zu behalten aber ebenfalls.
Mein „Traumjob“ vor mittlerweile mehr als 20 Jahren nach Absolvierung der Matura war es, Volksschullehrerin zu werden….vermutlich wäre ich zumindest die letzten 15 Jahre ohne Beschäftigung geblieben, wäre ich diesem Wunsch gefolgt.
Augrund der damaligen kaum vorhandenen Nachfrage an LehrerInnen habe ich mich letztendlich dagegen entschieden und mich stattdessen auf die Suche in mir selbst gemacht,welche Talente, Interessen und Neigungen sonst noch in mir schlummern.
Und es hat mir und meinem Leben gut getan…
Als kleine gedankliche Anregung zum Schlus….
wie viele Menschen arbeiten tagtäglich in schlecht bezahlten Jobs, unter miserablen Arbeitsbedingungen und zu familienfeidlichen Arbeitszeiten- sie befinden sich wohl auch fernab davon, ihren Traumjob gefunden zu haben…und bestreiten dennoch ihren Lebesunterhalt aus eigener Kraft!
Sinn in seiner Arbeit zu finden ist zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil für ein erfülltes Leben….aber bitte nicht auf Dauer „fremdfinanziert“…..
Alles Gute Dominik für deine Suche!

Fremdfinanzierung ist nur eine Interpretation einer Situation, die noch wenigen ganz klar ist. Nämlich durch Wirtschaftslage, Automatisation stetig steigende Arbeitslosigkeit. Das ist erst der Anfang. Warum ist die Grundsicherung jetzt hartnäckig am Tisch. Siehe Finnland & Schweiz. Wir müssen uns klar sein, dass grosse Teile der Gesellschaft wird lernen müssen, sich selbst gu beschäftigen und akzeptieren, dass eine staatliche Grundversorgung etwas normales ist.

Ich glaube, liebe Birgit, nur weil andere in frustrierten Jobs mit einem in Folge frustrierten Leben feststecken, schlecht bezahlt sind und nicht den Spirit haben, es sich zu ändern oder diesen immer mehr werdenden Sklavereien in der Arbeitswelt eine Grenze zu zeigen, muss man das nicht von jenen verlangen, die sich darum bemühen und dem trotzen! Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder, JEDER, der in diesen ach so schlecht bezahlten, undankbaren Jobs werkt und lamentiert, selber Schuld ist. Jeder der akzeptiert zu solchen Bedingungen zu arbeiten, unterstützt genau dieses System, dass die Arbeitswelt immer schlechter wird! Hier gilt nicht das Argument der Fremdfinanzierung, denn diese Fremdfinanzierung wird ja wiederum genau von jenen bezahlt, die sich in diesen miserablen Jobs Tag täglich abquälen und damit Teil des Problems sind! Dem Österreicher sein Problem ist, sich stetig über alles auf zu regen, aber wenn es darum geht, aufzustehen, es anders zu machen, zu widersprechen, dann ist er nur ein Querulant! Also, entweder kann der Job zB beim Billa bei der Kassa ja doch nicht sooo schlecht sein und ist reines, typisches österreichisches Raunzen, oder, er ist doch so Schei*e, nur hat man nicht die Lust es anders zu machen. Und komm mir jetzt nicht mit Familie und man hat Rechnungen zu zahlen, blabla, weil wenn ich beim Billa-Kassa-Job 100 Euro weniger bekomme, als Mindestsicherung oder was auch immer für Sozialleistungen, dann ist auch damit erstens einmal das Argument des „ich muss ja wegen des Geldes arbeiten“ entkräftet und zweitens beweist es wieder, wie dumm die meisten sind, zu solchen Konditionen überhaupt arbeiten zu gehen, wenn man weniger verdient, als das EXISTENZMINIMUM in Österreich. Sorry, aber ich muss Dominik da leider in Schutz nehmen, auch vor Peter, weil es sind genau Personen wie ihr, die „wir müssen alle da durch“, die daran Schuld sind, dass die Arbeitswelt ist, wie sie heute ist! Weder der böse Unternehmer, noch der böse Politiker. Wer auf alles in der Arbeitswelt ja und Amen sagt, ist selber Schuld, wenn die Entlohnungen inflationärer werden und die Arbeitswelt unerträglicher!

Sehr guter Beitrag,

Kann mit dir mitfühlen weil ich nach meinem Masterstudium (technische Chemie) auch 2 Jahre, 300 Bewerbungsschreiben und 20 Job Interviews lange gesucht habe. Ein tip von mir versuche dich ein wenig breiter aufzustellen, ich glaube du schränkst dich mit Traumjob Journalist zu sehr ein und blockierst dich dabei auch bei deiner Suche nach deinem Traumjob selbst… Ich hätte vor 2 Jahren auch nicht geglaubt dass ich da Lande wo ich gerade bin und doch macht es mir absolut Spaß und ich gehe voll in meiner Arbeit auf.

Schon mal an die Kassiererin gedacht die in der Früh aufsteht und deine Mindestsicherung mitbezahlt?
So ein Verhalten ist auch gegenüber denen die wirklich MS brauchen nicht gerade fein.

Nichts spricht dagegen dass du einstweilen einen anderen Job machst bis es mit deinem Traumjob klappt. Taktisch gut angelegt bringst du so sogar noch wertvolle Erfahrung mit für deinen weiteren Weg.

Erwachsen sein heißt Verantwortung übernehmen, auch für sich selbst.

Offenbar ist das für manche im Text nicht ausreichend herausgekommen: Ich arbeite nebenbei – ich schreibe für Medien, ich arbeite als Texter. Mal verdiente ich mehr als 820 Euro im Monat (bekomme dann keine Mindestsicherung, natürlich), mal weniger (dann bekomme ich etwas draufgezahlt).

Ich sitze nicht faul auf meinem Hintern.

Rudi schreibt:

„Schon mal an die Kassiererin gedacht die in der Früh aufsteht und deine Mindestsicherung mitbezahlt?
So ein Verhalten ist auch gegenüber denen die wirklich MS brauchen nicht gerade fein.“

Das ist doch unsolidarischer Blödsinn! Sogar ziemlich giftiger unsolidarischer Blödsinn, weil er sich das Deckmäntelchen der Solidaridät umhängt, aber genau das Gegenteil bewirkt.

Rudi sollte fragen: „Wem nützt was?“

Wer hat am meisten davon, wenn man um jeden Preis versucht, keine Transferleistungen zu beziehen? Die anderen Arbeitnehmer? Nö! Das ist vor allem bequem für die Arbeitgeber.

Dann bleibt der Supermarktkassierer nämlich Supermarktkassierer und kommt gar nicht auf die Idee, sich einen anderen Job zu suchen, sich persönlich zu entwickeln oder – Himmel hilf! – gar auf die Uni zu gehen. Das Risiko, das durch solche Veränderungen entsteht, trägt das Individuum auf die Art alleine.

Solidaridät würde aber heißen, Verantwortung fair zwischen Individuum und Gemeinschaft aufzuteilen, einfach aus der Erkenntnis heraus, dass das besser für alle ist.

Das ist im Prinzip der selbe Blödsinn, wie krank in die Arbeit zu gehen, um die Kollegen zu entlasten. Dass ein Mitarbeiter fehlt, sollte das nicht das Problem der Kollegen sein, sondern das des Unternehmens. Wenn man das Spielchen mitmacht und die Belastung durch Krankenstände zum Problem der einzelnen Mitarbeiter werden lässt, entsteht erst recht ein Arbeitsklima, das krank macht.

Der Artikel ist zweifellos gut. Das Problem bei der Sache ist meiner Meinung, die Eindimensionalität deiner Ambitionen. Journalisten, die „nur“ Journalisten sind, gibt`s leider zum Saufiadan, wie bei uns gesagt wird. Es wäre klug gewesen, die Interessen abzuchecken und im Hauptfach etwas zu Studieren, was in der Wirtschaft gefragt ist und womit sich wirklich ein Lebensstandard erhalten lässt. Das hast du sicher oft gehört, leider ist es die Wahrheit.
Mit meinem Philologiestudium, ging es mir ebenso. Glücklicherweise hatte ich vorher handwerkliche bzw. naturwissenschaftlich-technische Vorbildungen. Ach ja, ein Job als Redakteur bei einem Elektrotechnikmagazin hätte mir 1700 Euro brutto eingebracht. Nichts womit eine Familie gut versorgt werden kann. Wenig später war mein ältester Sohn geboren und ich hatte einen Job bei den ÖBB im Turnus-Dienst. Mein Rat an dich ist, dir Zusatzqualifikationen anzueignen, sonst könnte der steinige Weg sehr lang werden. Toi, toi, toi.

Alles Gute. Lass dich nicht nervös machen von Leuten, die meinen, Mindestsicherung steht dir nicht zu. Ich war in derselben Situation, nur dass ich zusätzlich keine Ausbildung und stattdessen zwei Kinder hatte (alleine), und ich hab’s auch geschafft. Jeder hat das Recht, das zu tun, was er gut kann. Was er nicht kann, macht er auch nicht gut.

Ich glaube, das Ende der printmedien ist in sicht,…
Vielleicht umsatteln und die Leidenschaft…nicht mehr leiden schaffen lassen. ..es wird überall abgebaut in dem Sektor. .
Suche die Sektoren beim ams wo es die meisten freien Stellen gibt…und die dir auch noch liegen, …
Viel glück!

Man hat’s nicht leicht. Nur die wenigsten Menschen finden ihren Traumberuf und eine Stelle, die sich auch so bezeichnen darf. Das Wichtigstes ist, dass du dir deinen Traum nicht zerstören lässt und immer noch im Hinterkopf behälst. Dazwischen muss man eben tun, was man tun muss um durchzukommen.
Mir geht’s ja auch nicht anders. Ich war auch mal der Meinung, dass es mich nicht treffen könnte und schwupps: Autounfall!
Arbeit weg, Stipendium weg, zur Pflege bei den Eltern und denen auch noch auf der Tasche liegen, weil man selbst sich nicht mal mehr das Essen leisten kann bzw. auch körperlich einfach nicht einkaufen kann. So schnell kann’s geh’n.
In der Folge, immer noch stark vom Unfall beeinträchtigt, wurschtelt man mit grauenhaft schlecht bezahlten Stellen irgendwie durch’s Leben und muss sich immer wieder Geld ausleihen, weil’s nicht reicht und man selbst mehr und mehr kaputt durch die Arbeit wird.
Auf der Suche nach wenigstens regelmäßigen Arbeitszeiten nehmen einen nicht einmal die Handelsketten als Regaleinräumer…
Aber irgendwie geht’s weiter, man tut, was man tun muss und irgendwann geht’s wieder bergauf. Man darf sich nur nicht aufgeben und immer vor Augen führen, dass es anderen noch viel schlechter geht.

Lieber Dominik,

Vielen Dank für diesen hervoragenden Artikel, den ich mit Freude gelesen habe. Ein wichtiger Tipp an dich von einem, der sich gerade in einer ähnlichen Situation befindet: Gib deine Träume niemals auf. Wenn es dein Traum ist als Journalist zu arbeiten und du dahinter bist wird sich früher oder später etwas ergeben. In einer Gesellschaft in der Arbeit und Geld verdienen als heilige Kühe angesehen werden ist es sehr schwierig mit dem Druck fertig zu werden den vielen Menschen auf einen ausüben. Sie vergessen dabei, das man nur ein Leben hat. Das sollte man nicht für einen beliebigen Job hinschmeißen nur um der Gesellschaft zu gefallen. All jene die dir raten von deinem Traumjob abzuweichen, sind jene die das selbst auch getan haben. Dies sind meist jene, die frustriet nur noch auf die eigene Frühpension warten, um dann festzustellen, das sie jene Träume die sie aufgegeben haben auch um alles Geld, das sie verdient haben, nicht kaufen können. Das sind jene Menschen die Depressionen haben, Alkoholiker sind oder sonstige Laster haben, die vor allem damit zu tun haben, dass sie sich von ihren eigenen Träumen entfernt haben, um das zu tun was von der Gesellschaft akzeptiert wird. Es ist keine Schande eine Zeit lang nicht zu arbeiten. Mit 28 bist du noch sehr jung, die ganze Welt steht dir offen und es werden sich noch viele Chancen bieten. Was du erkennen musst ist, dass du es bist der mit deinem Leben zufrieden sein muss. Und nur du. Anfangs habe ich geschrieben man hat nur ein Leben…das ist nicht ganz richtig. Man hat nämlich eigentlich zwei. Das zweite beginnt wenn man festgestellt hat, dass man nur eines hat. In diesem Sinne: Glaub an dich und vor allem an deine Träume!

Liebe Grüße

Hi Dominik, ich kann nichts garantieren, würde dir aber empfehlen, es mit einer Bewerbung bei meinem alten Freund Franz J. Sauer, Miteigentümer und Chefredakteur des „WIENER“ zu versuchen. Vielleicht gibt es dort die Möglichkeit, regelmäßig auf Zeilenhonrarbasis als Selbständiger zu schreiben. Bei unserem letzten Treffen hat er mir jedenfalls sein Leid darüber geklagt wie schwierig es ist, gute und verläßliche Mitarbeiter zu finden. Und inhaltlich ist der WIENER ja doch ziemlich offen. Hier ein Link: http://wiener-online.at/impressum/ Ich wünsch dir jedenfalls viel Glück, u.a. weil ich bis vor ca. einem Jahr in der selben Situation wie du war und deine Gedanken und Gefühle der Frustration gut nachvollziehen kann.

Danke für diesen mutigen Text!

Ich finde nicht, dass du gescheitert bist – im Gegenteil du hast das gefunden, wofür du brennst, hast deine Leidenschaft entdeckt und du verfolgst dein Ziel und weißt sehr genau was du möchtest.

Das ist doch letztlich der Weg zum Glück: das zu tun was einen erfüllt.

Ich denke, dass Leute die dir empfehlen irgendwas zu machen oder die dir ein schlechtes Gewissen einreden möchten oft einfach selbst gescheitert sind und es nie geschafft haben ihre eigenen Träume zu verwirklichen.

Ich möchte jedenfalls nicht in einer Gesellschaft leben in der Sachzwänge über Selbstverwirklichung und Leidenschaft stehen.

Nun leben wir leider in einem kranken System und wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten dieses grundlegend zu verändern.

Stattdessen arbeitet die Politik daran schlecht bezahlte Lohnabhängige gegen noch schlechter bezahlte Bezieher von Sozialleistungen auszuspielen.

Währenddessen wächst und wächst das Vermögen um sich immer mehr bei immer weniger Menschen zu konzentrieren. Die wahren „Sozialschmarotzer“ beziehen sicher keine BMS oder Arbeitslosengeld, die beziehen leistungslose Einkommen in Dimensionen, die wir uns kaum vorstellen können.

Als „vierte Gewalt“ kommt Journalisten eine besondere Rolle zu wenn es darum geht eben diese Verhältnisse zu ändern. Leider wird das auch immer schwieriger, weil das Prekariat vor allem auch im Journalismus immer mehr zunimmt.

Insofern wünsche ich dir von Herzen, dass dein Traumjob bald kommt.
Und vielleicht braucht es genau dafür noch mal einen kleinen Umweg, wer weiß. Das Leben geht oft eigenartige Wege.

Alles Gute!

Hallo Dominik,

ich verstehe, dass du versuchst dein Ziel – Journalist zu werden – zu erreichen. Finde es allerdings all jenen gegenüber die tagtäglich bestimmt auch nicht ihren Traumjob machen wie zB Putzfrauen, Müllmänner, Straßenkehrer etc. nicht fair zu sagen, dass du in keinem anderen Bereich außer dem Journalismus arbeiten willst, obwohl du eigentlich könntest.

Du hattest BWL/Rechnungswesen und viele andere Fächer im Grundstudium an der FH, also reiss dich zusammen, such dir einen Job zB http://www.karriere.at/ Buchhaltung der vl jetzt nicht grad dein Traumjob ist und arbeite für dein Geld.

Du bist keine alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern und Pflichtschulabschluss die auf die Mindestsicherung angewiesen ist.

Du hast eine Ausbildung und wahlmöglichkeiten… Also reiss dich zusammen, hör auf zu jammern und such dir ne hockn – auch wenn es eine ist, die nicht deinem Traumjob entspricht. Parallel dazu kannst du ja nach Alternativen suchen.

Beste Grüße ein FH-Absolvent

„Praktikas? Nicht böse gemeint, aber das finde ich schwierig, wenn du dich selbst Journalist nennt. Ich selber hab übrigens auch mit dem Journalismus-Bachelor an der FH angefangen, aber dann sein lassen. Glücklicherweise.

Lieber Dominik Leitner,
Sie sind nicht gescheitert. Diejenigen, denen Sie ihre Dienste anbieten, brauchen Sie nicht – oder diejenigen, die Sie brauchen, können sich Ihre Dienste nicht leisten. Beides hat andere Gründe als persönliche Unfähigkeit. Es kann auch nicht ernsthaft verlangt werden, eine fundierte Ausbildung als Fehlinvestition abzuschreiben. Bildung hilft, angeblich. Oder sind wir diesbezüglich der Propaganda auf den Leim gegangen?

PS: Die Empfehlung von Tom Hoša ist wertvoll. Versuchen Sie es bei Franz Sauer.

Danke für diesen Text! Den ich hier völlig gratis gelesen habe – also wer ist hier der wahre Schmarotzer?! 😉

Der Text zeigt so schön auf, wieso die Mindestsicherung so wichtig ist – eben damit du Luft zum Atmen hast und überhaupt eine Chance, weiter zu machen. Ganz abgesehen davon, dass die Mindestsicherung eine der wenigen Ansätze ist, die der sozialen Auslese zumindest ein bisschen entgegenwirken. Sprich: Ohne staatliche soziale Fangnetze könnten sowieso nur noch Menschen mit starkem familiären Rückhalt Journalisten werden – bekanntlich schon jetzt ein relevantes Problem.

Und gleichzeitig kann die Mindestsicherung keinen einzigen Arbeitsplatz herzaubern. Wenn 1.000 junge Menschen alles geben um echte Journalisten zu werden, es aber nur 200 Arbeitsplätze in dem Bereich gibt, ist das leider ein grundsätzliches Problem. Mit Lohndumping kann man dann vielleicht noch einmal 200 Leute beschäftigen. Aber du schreibst ja man solle „die Lohnarbeit mittels Mindestlohn auf ein passendes Niveau“ anheben. Das ist imho recht naiv, denn man kann das natürlich machen, aber dann gibt’s in der derzeitigen Situation am Zeitungsmarkt nur noch 150 offizielle Arbeitsplätze. (Und 250 Scheinselbstständige & Co.)
Die restlichen 600 Journalisten können sich dann noch so sehr anstregen und im besten Fall doch nur mit einem der „oberen“ 200/400 Platz tauschen.

Tja, da mach ich dich fertig und weiß selbst keine Lösung. (sonst wär ich ja schon längst Verleger!)
Naja, vllt. eine kleine Beobachtung:
Als Leser finde ich recht zuverlässig Texte von denjenigen Autoren interessant, die sich eher auf ein Gebiet spezialisieren und dort wirklich eine Ahnung haben, anstatt zu allem eine Meinung, aber dafür von nichts wirklich Ahnung. Und klar, Spezialisieren ist immer gefährlich, weil’s es ja erst recht die Jobmöglichkeiten einschränkt. Aber so wie „Richard“ es oben schon gesagt hat: >>Journalisten, die „nur“ Journalisten sind, gibt`s leider zum Saufiadan<<

Also ich wünsch dir viel Erfolg und falls du jetzt eine Umweg z.B. über einen ganz andren Job gehen musst, würde ich das keinesfalls als Zeitverlust sehen, sondern als Wissen und Lebenerfahrung, die dich danach von den 0815-Journalismus Studenten abhebt.

p.s.: das "Mal" im letzten Absatz liest sich meiner Meinung nach ziemlich ungut. Man sagt's zwar so, aber gelesen klingt's zumindest in meinen Ohren seltsam im Vergleich zu "einmal". (Und wenn, dann müsste es afaik klein geschrieben werden.)

Wenn wir uns von der „Geiz-ist-geil“-Mentalität verabschiedeten und Dienstleistungen und Produkte fair bezahlen würden, könnten mehr Journalisten von dem leben was sie tun.

Ja, stimmt grundsätzlich.
Aber du bemerkst ja selbst den Konjunktiv in deiner Aussage.

Ich will Dominik ja keinesfalls seine Träume nehmen, aber Journalismus ist ganz realistisch betrachtet eine Branche in der es weit weniger Jobs, als Bewerber gibt. Da müssen dann unweigerlich etliche aussteigen – und zwar völlig unabhängig davon, wie gut jeder einzelne ist! Und genau deshalb sollte man das auch nicht persönlich nehmen.

Hallo Dominik!

Dein Text berührt mich, weil es mir bis vor 2 Jahren auch so ging. Ich war langzeitarbeitslos. Ich, der supertolle Jobs hatte, ich, der eine wirkliche gute Ausbildung, gute Referenzen und wirklich große Motivation hatte, der geografisch mobil war etc. Ich habe auch ein gutes Auftreten, schaue gut aus und WILL arbeiten! Es ging aber trotzdem nichts. Über Jahre. War ich mit 40 schon zu alt? Dachten alle, dass ich aufgrund meiner beruflichen Vergangenheit zu teuer wäre? Ich weiß es nicht.

Vor 2 Jahren ging dann aber plötzlich und unerwartet eine Tür auf. Zack-Bumm. Seitdem ist alles super. Für mich zumindest. Mein Umfeld sieht das anders, weil ich auch am Wochenende immer irgendwas für die Firma arbeite, weil ich sehr viel Stress habe und meine Arbeit sehr viel Energie kostet. Aber es macht mir Spass! Genau darum bin ich happy, dass ich meine Arbeit habe.

Dazu kommt noch, dass ich überall sehr gutes Feedback bekomme über das, was ich mache, wie ich es mache, mit welcher Präzision und Schnelligkeit, mit welchem Elan und immer absolut zuverlässig. Nicht nur das Einkommen zählt für mich, sondern auch diese Punkte. Und meine Kollegen und Chefs, die mich sehr schätzen und mich das immer wieder spüren lassen. Arbeit ist also nicht nur des Geldes wegen wichtig. Anerkennung, ein soziales Umfeld und gebraucht zu werden sind ebenfalls ganz wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass man glücklich ist und ein erfülltes Leben führen kann.

Dominik, ich wünsche Dir alles Gute für Deine Zukunft, viel Geduld und Lockerheit, weil mit der Brechstange geht noch weniger. Dazu hat mir noch geholfen, dass ich bewusst gelernt habe, mit dem Wenigen, was ich hatte, glücklich zu sein. Ich habe mich überall eingeschränkt und trotzdem noch geschaut, positive Dinge in meinem Leben zu finden: meine Familie, meine Neffen und Nichten, mein Freunde und Freundinnen, die Natur, ein Schmetterling, der auf meiner Fensterbank gelandet ist usw.

Du wirst es schaffen, das weiß ich!

Alles Liebe

Michael

P.S.: Dass Kanzler Kern Deinen Beitrag auf Facebook geteilt hat, wird sich hoffentlich auch positiv auswirken!

Lass Dir nichts einreden, Du bist kein Schmarotzer! Du bist noch jung, und hast Die Chance Deine Träume zu verwirklichen!!! Gib sie nicht auf, das ist ganz wichtig für die Zukunft!!!
Alles Gute und viel Kraft von einer 50 jährigen Frau

Viiielen Dank,
Ich habe auch schon so einiges mit meinem kreativjob, Vernunftjobs und Mindestsicherung durch….und seit 6 Jahren auch noch mit einem 6 Jahre alten Bub -> Aleinerzieherin 24h) (obwohl ich ja auch eigentlich mal Designerin war, und 12 Jahre Lehrerin-nebenbei zum Geldverdienen) in diesen vergangenen 6 Jahren hab ich ca 2 1/2 Jahre Mindestsicherung bekommen, jetzt überhaupt nicht mehr…weil ich ja als „selbständige“ neben dem AMS laufe obwohl ich noch nie geld zum Überleben mit meinem Designerinnen Dasein verdient habe (darum ja Schule für 560.-€)…usw. hab es als Arbeitssuchende jetzt im April wieder versucht….der letzte Antrag wurde Abgelehnt… ich hab keine kraft mehr dieses Prozedere durchzumachen…. und wenn man dann den Herrn Mitterlehner hört das er locker mit 550.€ im Monat durchkommen würde denke ich mir nur noch, wie dumm ist der denn….Geht er dann auch wie ich in den Vinzi-Supermarkt, oder zu der Kirchlichen Organisation LE+O? Es gab auch zwei echt gute Ö1 Sendungen über die schreckliche Lage der Menschen die Mindestsicherung beziehen, und wie schlecht sie oft von diesem Amt auch noch behandelt werden….geholfen haben sie leider nicht, aber man hat sich nicht mehr alleine gefühlt. Ich habe auch ein Orchideenstudium ausgewählt, viele Projekte um wenig bzw. kein Geld..und dann auch noch mit Kind geht gar nix mehr…noch weniger Jobchancen, noch weniger Geld…..Es müsste viel mehr bekannt werden wie es im Arbeitsalltag so mancher „guten Jobs“ (Journalist und Designer und Grafiker hört sich ja cool an) tatsächlich aussieht, gute Ausbildungen, wenig Jobs, schlecht bezahlt….danke für deinen Bericht. Viel Glück 😡

Lieber Dominik – ich bin selber 20 Jahre lang Journalistin gewesen. Weiss Gott, ich verstehe, dass Dich dieser Job glücklich macht. Allerdings empfehle ich Dir dennoch, etwas anderes auch noch in Betracht zu ziehen. Definitiv nicht traumhaft sind im Journalismus die jährlichen Sparrunden (bei denen dann auch wieder Stellen abgebaut werden), die sich von Jahr zu Jahr verschlechternden Arbeitsbedingungen und – mit der Zeit wirst Du das merken – eine gewisse Enge bei den möglichen Themensetzungen. Und mit den Jahren werden dann auch die horrenden Arbeitszeiten ein Problem.

Du hast als Schreibender grossesTalent und sowieso als Netzwerker. Ich bin ein grosser Fan Deines *txt-Projekts. Ich weiss, man sollte Leuten keine Ratschlage erteilen, aber ich tue es dennoch: Versteif dich nicht auf den Journalismus. Erwerbslosigkeit zehrt am Selbstwertgefühl beraubt einen um wertvolles Wissen über das, was möglich ist. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du bald da rauskommst!

Es braucht mit deiner Ausbildung nicht zwingend 40 Stunden. Such dir eine Teilzeitstelle im Marketing und PR und arbeite weiter an deinem Ziel.

Alles kann sich ändern. Ich bin von der Ausbildung im Traumjob am Ende auch ganz woanders gelandet. Aber da bin ich genau richtig.

Hey, wir leben im Kapitalismus! Es gibt keine Traumjobs. Jeder muss sich verkaufen und es ist absolut okay, diesem Scheiß-System auf der Tasche zu liegen. Die Schmarotzer sitzen doch ganz woanders. Als Journalist könntest Du mal dieser Fährte nachgehen, wenn Du dich dabei wirklich schlecht fühlst. Ich meine: Die Leute werden dich als Arbeitslosen immer Scheiße finden, aber die Leute haben dieses System auch derart verinnerlicht, dass sie nicht mehr klar gucken können. Das Problem ist doch „nur“, dass a) die Kohle für Dich viel zu knapp ist und b) niemand ein Interesse daran zu haben scheint, zu schauen, ob sich aus dem, was Du gerne machen willst, Profit rausquetschen lässt und eben c) dass Du dich schuldig und unfähig fühlst. Zu a) wäre eine Überlegung, die Unkosten weiter zu drücken, mit Containern und was weiß ich noch alles und vielleicht kommst Du damit ja a einen Punkt, an dem es Dir gut geht und Du es genießen kannst, Dich nicht verkaufen zu müssen. Zu b) gibts vielleicht keine Lösung, außer sich die Idee abzuschminken, keine Ahnung und zu c) fällt mit ein Beitrag aus dem anarchistischen Radio Wien ein, den ich kürzlich gehört habe, in dem es u.A. darum geht, dass die eigene Angst (und ich pack einfach mal das Scheitern und die Schuld obendrauf) wichtige Funktionen in diesem Staatlich-Kapitalistischen System sind und dass es wichtig ist, sich klar zu machen, dass das keine individuellen Probleme sind, sondern eben Funktionen des Systems (Du trägst ja auch selbst durch Dein Outing dazu bei, dieses Bewusstsein, dass wir alle damit nicht alleine sind, zu fördern, wenn auch unbewusst): http://www.a-radio.net/2016/2840 (Der Text hat wenig Substanz, aber die Richtung finde ich wichtig)

Möglicherweise wertvoller ist der zweite Beitrag des verlinkten Podcasts: Für Dich ist diese Mindestsicherungs-Zeit ein Ausflug in die Unterschicht. Du kannst jederzeit wieder raus. Andere können das nicht. Ich verstehe schon, dass Du da keinen Bock drauf hast, Deinen Traum aufzugeben und Dich dem Markt zu beugen sozusagen. Ist absolut richtig und legitim! Aber immerhin kannst Du da raus!

Aber vielleicht taugt es Dir ja, einfach mal dieses System tiefer zu hinterfragen (Sozialstaat, Staat überhaupt, Kapitalismus), um zu sehen, dass Du kein Versager bist, sondern es einfach nur der ganz normale Wahnsinn in unserer Gesellschaftsordnung ist, dass Menschen das, was sie gerne tun würden und was für andere auch ein Nutzen wäre (ich hab außer diesem Text hier noch nichts von Dir gelesen) einfach mal scheißegal ist. Relevant ist, was sich verkaufen lässt, wo sich Kohle mit machen lässt oder worauf sich Macht aufbauen oder festigen lässt. Recherchiere doch mal nach der 5-Stunden-Woche – einer vielleicht ein bisschen optimistischen Rechnung, wie viel jeder von uns arbeiten müsste, damit wir weltweit unser jetziges Wohlstandsniveau erreichen könnten – ohne diesen riesigen Apparat, der direkt oder indirekt nur damit beschäftigt ist, Macht zu erhalten oder auszubauen. Konservativere Rechnungen legen da ein paar wenige Stunden drauf.

Arbeit ist Scheiße. Niemand will mit dem Wecker aufstehen und irgendwas tun, was einem gesagt wird (obwohl fast alle das so normal finden wie Atmen und einfach keine Ahnung haben, wie geil ihr leben sein könnte). Lass Dir kein schlechtes Gewissen machen, wenn Du bis mittags schläfst. Von Kindern, die von ihren Eltern aus der Schule geholt wurden, weiß ich, dass es oft eine ganze Weile dauert, bis man wieder einen eigenen Antrieb findet. Die Sitzen manchmal 1 Jahr lang und länger nur vor der Glotze und dem Computer, bis sie sich von dem Scheiß erholt haben und ihren eigenen Antrieb wieder finden und anfangen, wieder zu lernen (was sie spätestens bei Schulantritt aufgehört haben – im Großen und Ganzen). Das ist normal. Lob und die ganze Pädagogik macht die intrinsische Motivation kaputt, also die Motivation, die von Dir selbst kommt (ich glaube, bei dem Hirnforscher Gerald Hüther könntest Du was darüber finden, wenn ich mich recht erinnere). Wenn es für Dich geiler ist, irgendwas zu schreiben, was irgendjemand haben will und Dich dafür bezahlt und Dir sagt, wie toll das ist, als einfach nur über das zu schreiben, was Dich selbst interessiert, dann bist Du auf die extrinsische Motivation gepolt, wie wir ja alle in diesem System. Vielleicht mal in diese Richtung denken und differenzieren, was da bei Dir aus welcher Ecke kommt. Welcher Fährte man nachgehen sollte und welche nur in die Verwertungsmaschine führt.

Warum nicht Deine journalistischen Fähigkeiten nutzen, um herauszufinden, warum es Dir in der Situation Scheiße geht. Individuelles Versagen oder Scheiß-System? Guck Dich mal um bei denen, die Herrschaft ablehnen, Du weißt schon, die denen man Chaos und Gewalt nachsagt 🙂

Noch ein Vorschlag (nach dem Motto „knapp daneben ist auch vorbei“): Anstatt zu versuchen, in einem Bereich, der irgendwie Ähnlich ist zu dem, was Du machen möchtest Karriere zu machen (oder eben auch nur eine normale Anstellung zu finden): Wie wärs, Du suchst Dir irgendeinen ganz anderen, halbwegs vertretbaren Job, der Dir genug Geld zum Leben bringt (Taxifahren oder so) und dann machst Du machst in der sogenannten Freizeit Deine Projekte (vielleicht auch mit anderen zusammen?) Spontan fällt mir gerade Bertrand ein, der sich „freischaffender Philosoph“ nennt und diesen Begriff zweideutig meint: http://www.bertrandstern.de/ Vielleicht taugt Dir ja die Idee, ein „Freischaffender Journalist“ zu sein, dessen Arbeit ganz frei von marktwirtschaftlichen Zwängen wäre. Ist vielleicht weniger frustig, als eben sowas, wie „knapp daneben ist auch vorbei“. Das dass, was Du wirklich gerne tust und so, wie Du es gerne und am besten tust, sich gut vermarkten lässt – ja, bei manchen klappt das vielleicht. Ich kennen persönlich niemanden. Ich würds mir abschminken.

Alles Gute jedenfalls!

Da hat mal jemand einen Durchhänger und grad keinen Job da ist dann gleich der Kapitalismus Schuld. Ich sag nur: Wer den Willen hat, schafft es auch!

Beste Grüße,
Eugen

zu der Aussage eines mitPosters ….wenn es jeder schaffen kann, „wenn man angeblich nur will“…dann müssten Menschen in der 3. Welt steinreich sein!!!! die rackern sich auch ab, und da ist es wissenschaftlich belegt, wenn man ausgebeutet wird muss man ums nackte Überleben kämpfen. also wenn man selber noch nie in dieser Situation war, sollte man bitte nie so urteilen…

Relativ versteckt vor der Öffentlichkeit gibt es beim AMS Wien auch eine Akademiker/innen/beratung, „Laufbahn und Karrierecoaching“ wird das dort genannt. Vielleicht auch hilfreich für dich … Mir hat´s ein paar zusätzliche Impulse gebracht!

Renate

Kopf hoch! Und Nein, du bist nicht schuld daran, dass du keinen Job findest. Es ist unser bescheidenes System welches auf „weiter, höher, größer, mehr“ ausgelegt ist. Dabei kommen vermehrt diejenigen unter die Räder, welche nicht die Anforderungen der Wirtschaft entsprechen.

Auch darfst du dir keine Vorwürfe machen Mindestsicherung zu beziehen. Es gibt Menschen in unserem Land die studiert sind oder eine sehr gute Ausbildung besitzen und trotzdem das Geld im Monat als Gehalt zu wenig ist das der Staat diesen Menschen unter die Arme greifen muss, weil sie ansonsten nicht mal das Notwendigste kaufen können.

Was viele nicht einsehen wollen ist die Tatsache das es JEDEN treffen kann. Somit mach dir nix drauf…wird schon…

Und ja nicht sich vom AMS in ein Beschäftigungsverhältnis hineinträngen lassen was du nicht willst.

Das ist ein großartiger Text und ich würde Texte dieser Art wirklich vermissen! Ich würde gerne sagen „bitte weiter machen“, aber ich kenne die Branche seit Jahrzehnten, mir fehlt daher der Glaube dran, dass sich da demnächst was ändern wird.
Ich habe mich selbst „aus Gründen“ vom Journalismus weg bewegt und mache jetzt Lektorat, Schreibkurse und schreibe Romane. Bücher sind zumindest was Bleibendes.
Und bitte, bitte Schluss mit Schuldgefühlen. Von denen hat keiner was, außer man selbst eine Last auf den Schultern, von der sich die anderen befreit haben.

Erstmal Hut ab vor diesem sehr persönlichen Einblick in das Leben des Dominik Leitner, ich glaube nicht, dass ich diesen Mut hätte! Für mich persönlich ist es bemerkenswert, dass du so lange an dem festgehalten hast, woran du glaubst. Sichtlich hast du auch das Talent dazu, mir zumindest gefallen deine Texte und Berichte. Ich wollte meine gesamte Zeit auf dem Gymnasium Lehrerin werden, in den letzten Ferien vor der Matura hat mir das mein Vater ausgeredet. Dann ein paar Jahre auf der WU verbracht, abgebrochen, dann Beamtin geworden, den Beamtenstatus mit 30 aufgegeben. Damals hat mich wirklich jeder, den ich kannte, gefragt, wie bescheuert ich sein kann, dass ich freiwillig den Beamtenstatus aufgebe und in die Privatwirtschaft gehe. Aber stur, wie ich bin ( kennst du das von wo? :)) habe ich es getan, eine Konzessionsprüfung gemacht und jetzt bin ich seit 15 Jahren Gebäudeverwalterin. Als Traumjob würde ich das nicht bezeichnen, aber ich mache es gut und meistens gerne und der Job ist nie langweilig. Ich will damit sagen, wohin der Weg führt, weiß man oft nicht so genau, aber wenn es Abzweigungen am Weg gibt, muss das nicht zwangsläufig schlecht sein. Und zum Thema MS, als Alleinverdiener in einem 4 köpfigen Haushalt, bin ich einfach nur erleichtert, dass der Kindesvater nach 4 Jahren heuer endlich die Mindestsicherung ( natürlich nicht zur Gänze, mein Lohn zählt ja mit) bekommt. Als ich aber das zugesprochene Schulstartpaket abgeholt habe, habe ich mich äußerst mies gefühlt. Seit meinem 16. Lebensjahr (damals halt in den Ferien) arbeite ich und dann das,….
Viel Glück für deinen weiteren Weg und egal was es letztlich wird, höre bitte nicht auf, hier zu schreiben!

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