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Ich habe die Medienkrise mit Links gelöst

3 mal 10 • August 2016

Der Name 3mal10 ist rasch erklärt: An jedem 10. des Monats gibt es um 10 Uhr meine 10 Links zum Medienalltag. Los gehts!

Es gibt kein Entkommen: Über „irgendwas mit Medien“ wird immer gesprochen. Ob nun „Medienkrise“, „Zeitungssterben“ oder die „Zukunft des Journalismus“ – als Wanderer durch den Medienalltag kann man vieles schon gar nicht mehr hören und sehen. Manches jedoch solltest du schon mitbekommen … und da möchte ich helfen.

Von nun an möchte ich einmal im Monat einen Überblick über meine Fundstücke verbloggen: Kommentare, Videos, Interviews, Fragestellungen – und alle beschäftigen sich mit dem Journalismus der Gegenwart und was sich ändern wird oder soll. Reine Mediennewsletter gibt es bereits an zahlreichen Stellen im Netz. Das Besondere hier: Die Links sind von mir handverlesen, von einem Medienmenschen, einem Journalisten (seit acht Jahren) in Ausbildung (seit 2 Jahren), einem Masterarbeitsschreiber. Ich werde die gesamte Medienlandschaft natürlich nicht abbilden können, aber vielleicht gefällt dir ja mein kleiner, feiner Ausschnitt.

1. John Oliver über Journalismus und warum wir lernen müssen, für ihn auch im Netz zu bezahlen

John Olivers Show Last Week Tonight ist bekannt für wunderbar recherchierte und humoristisch aufbereitete Geschichten. Oftmals liegt der Recherche seiner Redaktion eine Arbeit eines Journalisten/einer Journalistin einer Zeitung zugrunde. Doch, wie man weiß, geht es solchen Zeitungen zugehend schlechter – und die neuen Feinde des Journalismus: Content-Firmen. Ein etwas traurig machendes Erinnerungsstück, warum es nicht reicht, sich Spotlight im Kino anzusehen und dann alle Onlinemedien kostenlos zu nutzen.

2. Im Gespräch mit Rukmini Callimachi, New York Times-Korrespondentin, die mittels Social Media in die „inner world of jihadists“ vordringen konnte

Caitlin Roper hat für die US-Ausgabe des WIRED mit Rukmini Callimachi gesprochen. Die bisher dreifach Pulitzer-Prize-nominierte, 43 Jahre alte Frau schreibt für die New York Times vor allem über Terrorismus. In dem Interview erzählt sie, wie sie zur Journalistin für Terrorismus geworden ist und wie es ihr gelang, durch soziale Medien in direkten Kontakt mit Jihadisten zu kommen.

3. Der (vermeintliche) Terror und die Liveschaltung

Es gibt Dinge, über die schmunzelt man zuerst, bevor man sich ganz fest an den Kopf greift und die Zukunft der Menschheit anzweifelt. So ging es mir bei der Liveschaltung der Bild-Zeitung in Saarbrücken: Natürlich! Ein Boulevardblatt wie die Bild geilt sich an der Terrorangst auf bzw. erzeugt sie gerne selbst. Was da in Saarbrücken passiert ist (kurze Zusammenfassung: Ein Mann soll sich, blutverschmiert und bewaffnet, in einem Lokal verschanzt und eventuell sogar Geiseln genommen haben. SEK-Einsatz und das Resultat: Mann schlief im Keller des Lokals, unbewaffnet und nur oberflächlich leicht verletzt), zeigt wieder einmal, dass dieser unsägliche Drang von so vielen Medien, aktuell immer und überall gleich live zu sein, richtig, richtig dumm und auch gefährlich sein kann.

4. Manipulationen, Donald Trump und Sean Hannity

Wenn man in einem News-Sender arbeitet, ist man nicht automatisch Journalist. Vor allem nicht bei Fox News. Sean Hannity hat Donald Trump gefragt, warum er glaube, dass die Wahl manipuliert werden würde. Trump hat geantwortet. Hannity hat sich für diese Antwort bedankt. Brian Stelter, der Ex-New-York-Times- und nunmehrige CNN-Reliable-Sources-Journalist, ist zurecht entsetzt. Wäre er ein Journalist, wäre Hannitys Hinnehmen von Trumps Verschwörungstheorie vollkommen unjournalistisch. Weil er es ja nicht ist, stimmt wohl Stelters Einschätzung, dass er „unpatriotisch“ sei.

5. YouTube und die Jugend

Dominik Landwehr schaut sich in der Neuen Zürcher Zeitung an, wo die jungen Leute hinwandern: (immer noch und aktuell verstärkt) in Richtung YouTube. Das traditionelle Fernsehen kommt da einfach nicht nach und die sogenannten YouTuber werden immer professioneller. Die jungen Menschen mögen das Nonlineare und wissen: Wenn sie Hilfe brauchen, suchen sie sich die Erklärung auf YouTube. Und im Gegensatz zu den Moderatoren im klassischen TV sind die neuen „Stars“ durch Alter, Interessen oder allein nur durch die Kommentarfunktion um einiges näher.

6. Podcasts-Empfehlungen von Tom Schaffer persönlich

Der Herr mit dem Hut empfiehlt 18 internationale Podcasts – viele sind journalistisch, manche sind über Journalismus und Medien, manche einfach nur unterhaltsam und andere todtraurig. Also: Am Besten erst mal alle abonnieren. Auf die Schnelle sprechen mich natürlich „The American Life“, „Serial“, „The Moth“ und „Here’s the thing“ an.

7. Vox.com-Ezra Klein interviewt Daily-Show-Trevor Noah

Manche trauern ja immer noch Jon Stewart nach: Wer nach großartigen 19 Jahren in solche Schuhe nachfolgt, hat es nicht leicht. Aber Trevor Noah hat, wie ich finde, seinen ganz eigenen Stil gefunden und sein größter Gegner ist nicht sein Vorgänger, sondern John Oliver mit seiner wöchentlichen Show. Aber zurück zum Thema: Er spricht darüber, wie es ist, schwarz in den USA zu sein, wie man Humor selbst bei tragischen Momenten einfließen lassen kann und warum es für ihn die wichtigste Aufgabe ist, einfach die Wahrheit zu sagen.

8. Die Newspaper Association of America versteht John Oliver nicht

Falls dein Kurzzeitgedächtnis noch funktioniert, erinnerst du dich wahrscheinlich an Link/Video Nr. 1: John Oliver erzählt in gewohnt satirischem Stil, warum der Journalismus aktuell ein Problem hat. Die „Newspaper Association of America“ findet das nicht lustig. Es sei zwar die Wahrheit, aber er biete mit seinem Beitrag ja auch keine Lösungen außer „die Leute sollten zahlen“.

9. Das Netzwerk Recherche u.a. über Journalismus zum Thema Flüchtlingspolitik

Auf vier Seiten (jaja, auch online kann man „blättern) hat Dietmar Jazbinsek die Diskussion um Berichterstattung, Lügenpresse-Vorwürfe, Rechtspopulisten, Hassmails und Fanpost beim Netzwerk-Recherche-Jahrestagung sehr gut zusammengefasst. Und falls man sich den letzen Satz für 2017 zu Herzen nimmt, sollte man es im kommenden Jahr auf gar keinen Fall versäumen: „Warum ändert die jahrelange Kritik und Selbstkritik nichts an der Art und Weise, wie Journalisten mitunter Themen auswählen, zuspitzen und personalisieren?“ Darüber sollte man sprechen. Immer und immer wieder.

10. Meine drei Lieblings-Medientweets des Monats

Info: Wer auch in Zukunft gerne meine Beiträge lesen möchte, kann in der Seitenleiste links seine E-Mailadresse dalassen. Dann bekommst du jeden neuen Eintrag von mir automatisch und augenblicklich in dein Postfach katapultiert. 

Und jetzt du!

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